Die Legende von Marienborn

 
  Einst weidete der fromme Hirt Conrad in der Gegend um Marienborn seine Herde.
Eines Tages war er mit seinen Schafen im Mordtale an einem Brunnen unter einer Eiche, da gewahrte er eine Schar Jungfrauen mit brennenden Fackeln, die sich in feierlichem Zuge nährten und gegen Baum und Brunnen tief verneigten.
Da er nicht wusste, was diese Erscheinung zu bedeuten habe, bat er Gott, ihm doch den Sinn zu offenbaren.
 
  Sein Wunsch wurde erfüllt. Die Jungfrau Maria erschien ihm, wie sie von ihrem Sohn diese Stelle im Mordtale zur Ehre und zum Lobe ihres Namens erbat, und sagte dann, dass unter diesem Baume ein Altar erbaut werde, der ewig dauern würde.
Ein andermal sah er, wie ein Bild der Heiligen Jungfrau sich aus den Wolken auf den Grund des Brunnens niederließ, und zwei Engel das heilige Kreuz darüber hielten.
Nun war es ihm klar, dass der Born ein heiliger Ort sei, und er weilte gern und oft an der Stätte. Nach einiger Zeit fühlte der fromme Hirt seinen Tod nahen, ließ einen Priester rufen und erzählte ihm von dem geschauten Wundern.

 
  Bald verbreitete sich die Mär von der Heiligkeit des Brunnens. Nun erzählten auch andere Hirten, denen es ähnlich dort ergangen war. Als sie mit ihrem Vieh ebenfalls an diesen Ort gekommen waren, eilten die Tiere durstig zur Quelle, um daraus zu trinken, aber sie wichen erschreckt zurück.
Die Hirten wunderten sich darüber und wandten sich um Rat an einen Greis, der ihnen verkündete, dass die Quelle Heilkraft habe, die aber nur den Menschen zugute komme, und dass alle Kranken, die daraus tränken, von ihrem Siechtum befreit werden sollten.

 
  Viele eilten nun herbei und tranken das klare Wasser des Brunnens mit Andacht und brachten auch davon den Kranken daheim, die Linderung und Genesung fanden.
Als die Wunder sich mehrten, zogen die Geistlichen der Umgegend in Begleitung des Volkes mit Kreuz und Fahne nach jenem Orte.
Nach einer stillen Andacht untersuchte man den Grund des Bornes und fand eine kleine aus Holz geschnitzte Figur der Maria.
Unter frommen Gesängen zeigte man es dem erstaunten Volke und stellte es unter der Eiche auf.
Ein Altar wurde errichtet, auf dem sofort viele Gaben niedergelegt wurden.
Bald entstand hier eine Kapelle.
 
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